Der Blick in die Seifenfabrik
Zu den populären Attraktionen vor dem Aufkommen des Kinos gehören stereoskopische Bilderserien. Analog zum beidäugigen Sehen werden dabei zwei aus leicht verschobenen Blickwinkeln aufgenommene und nebeneinandergestellte Fotografien zu einem dreidimensionalen Bild kombiniert.
Weite Reisen sind für die Massen noch nicht erschwinglich, oft entführt der Blick ins Stereoskop an ferne Orte. In gewisser Weise geschieht genau das, wenn wir in den schwarzen Guckkasten schauen, der auf einem Kreuzlinger Flohmarkt aufgetaucht ist. Wir reisen in der Zeit und sehen die 1883 gegründete Emmishofer Seifenfabrik Schuler: Räumlichkeiten, Produktionsabläufe, Arbeiterinnen und Arbeiter, die Vermarktung, vermutlich in den 1920er Jahren. Ein nahezu vergessenes Kapitel Kreuzlinger Industriegeschichte.
Anfang der 1960er Jahre geschlossen, dann abgebrochen, erinnert an der Konstanzerstrasse nichts mehr an die Firma. Über die Provenienz des Stereoskops ist nichts weiter bekannt. War es für den internen Gebrauch bestimmt? Diente es Werbezwecken? Darauf deuten die zweisprachigen Beschriftungen, deutsch und französisch, hin.