Verschüttete Spuren

Pfahlbauten vor Kreuzlingen?

Als ein Badmeister 1950 dem damaligen Heimatmuseum einen knapp zwei Meter langen schweren Holzpfahl übergibt, stehen grosse Veränderungen am Seeufer bevor: Konstanz und Kreuzlingen wollen im Flachwasser Neuland gewinnen. Über Jahre wird aufgefüllt: auf der deutschen Seite teils mit Spitalabfällen, auf der Schweizer Seite mit Bauschutt abgerissener Häuser an der Hauptstrasse.

Mit Klein Venedig und dem Seeburgpark entsteht ein neues attraktives Freizeitgelände beidseits der Grenze. Der Zaun aus der Kriegszeit allerdings wird bis ans 200 Meter hinausgeschobene Ufer verlängert und erst ein halbes Jahrhundert später abgebaut. Vorhandene archäologische Stätten? Verschüttet.

Handelt es sich bei dem Objekt um den im letzten Augenblick geretteten Überrest einer Pfahlbausiedlung, wie sie seit dem 19. Jahrhundert vielfach auch am Bodensee entdeckt wurden? Gewissheit könnte nur eine dendrochronologische Untersuchung schaffen. Zusammen mit einer Reihe von Steinbeilen wäre der Pfahl dann eines der ältesten Objekte in der Sammlung des Museums Rosenegg und Spur einer weit zurückreichenden Besiedelung.