Unter Strom gesetzt
Die Trockenhaube wirkt noch vertraut, Zweck und Funktion der übrigen Gerätschaften erschliessen sich heute jedoch nicht mehr ohne Weiteres. Sie könnten dem Set des berühmten Stummfilmklassikers «Metropolis» entstammen – zeitlich durchaus naheliegend. Tatsächlich ist der Apparat mit den kreisförmig angeordneten, wie Tentakeln herabhängenden Kabeln etwa 1930 entstanden.
Vor dem Aufkommen der chemischen Kaltdauerwelle in den 1950er Jahren lässt sich glattes Haar nur mittels Wärme ondulieren. Jeder Wickler wird über elektrische Klammern einzeln erhitzt. Der Gedanke an ein Folterinstrument erscheint nicht abwegig, erste Versuche waren mit Verbrennungen einhergegangen.
Über Jahre sammelt der Coiffeur und Berufsschullehrer Werner Thörig (1951‒2018) verschiedene historische Utensilien seines Metiers. Zuletzt schmücken sie im Kreuzlinger Bildungszentrum für Bau und Mode an der Bärenstrasse den Korridor vor den Ausbildungsräumen. 2023 müssen sie aus feuerpolizeilichen Gründen entfernt werden. Einen Teil übernimmt das Museum Rosenegg als Reminiszenz an die Tradition der Stadt als Bildungsstandort.