Pfadfinder-Gedenken

Wie ein Sarkophag

Die hölzerne Truhe, die Lotti den in der Kreuzlinger Pfadi aktiven Enkeltöchtern einer Freundin überlässt, erinnert an ihren Bruder Louis Sauter, «Losa», einen Pfadi der ersten Stunde. 1932 gegründet, ist die Abteilung «Sturmvogel» vom Drill geprägt. Unter Losas Leitung wächst sie 1941/42 auf 150 Mitglieder – ein Konflikt mit den Vorgängern ist die Folge. 1946 stirbt er mit 24 Jahren, mutmasslich an Typhus. Entsteht nur die Inschrift im Innern oder die ganze Truhe erst nach seinem Tod? Sie mutet an wie ein Sarkophag. Ein Schreiner fertigt sie, möglicherweise als Gegenleistung für eine Arbeit von Losas Vater, der Steinmetz ist. An den Ecken scheinen Pfadis Totenwache zu halten, die Wappen der Kantone und der Eidgenossenschaft sowie die Pfadfinderlilie zieren die Seiten, bekrönt wird sie vom Pfadihut – heute selten getragen. Die junge Generation fremdelt mit der Symbolik. So findet die Truhe 2023 den Weg ins Museum Rosenegg. Lotti verbindet noch mehr mit ihrer Heimatstadt Kreuzlingen. 1935 hat sie der Künstlerin Friedel Grieder Modell gesessen für das sitzende Mädchen im Dreispitzpark.